|
Bücher als Anker. Geschichten, die verbinden Die 66. Münchner Bücherschau ist eröffnet
Bücher bringen Menschen zusammen – und kaum irgendwo wird das so spürbar wie bei der Münchner Bücherschau, die jetzt feierlich im Westflügel des Haus der Kunst eröffnet wurde. Seit ihren Anfängen 1959 zeigt die Münchner Bücherschau die ganze Bandbreite der aktuellen Bücherwelt. Sie vereint große und unabhängige Verlage, zeigt erzählerische Literatur ebenso wie Sachbücher, Genretitel, Kinder- und Jugendbuch sowie besondere Entdeckungen jenseits des Mainstreams. Neben der größten regionalen Buchausstellung Deutschlands verwandelt ein facettenreiches Programm mit über fünfzig Veranstaltungen für Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Schulklassen das Haus der Kunst in ein lebendiges Lesefestival, das Vielfalt und Austausch in den Mittelpunkt stellt. Die Münchner Bücherschau findet vom 20. November bis 7. Dezember mit Unterstützung des Freistaats Bayern statt. Alle weiteren Informationen und das gesamte Programm finden Sie unter www.muenchner-buecherschau.de.
Julia Cortis vom Bayerischen Rundfunk, die durch die Eröffnung führte, knüpfte an das an, was die Bücherschau auszeichnet: eine lange Tradition, die sich immer wieder neu belebt, gemeinsame Freude am Lesen und Verbindungen, die weit über das Buch hinaus wirken. Im anschließenden Gespräch verrieten Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, Marek Wiechers, Münchner Kulturreferent, und Klaus Füreder, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Landesverband Bayern, ihre persönlichen Highlights der diesjährigen Bücherschau und Momente, die für sie den besonderen Charakter dieser Veranstaltung sichtbar machen. Dr. Florian Herrmann unterstrich zudem die Bedeutung des Lesens für gegenseitiges Verständnis, neue Perspektiven und ein offenes Miteinander:
»Die Münchner Bücherschau zeigt eindrucksvoll, welche verbindende Kraft Literatur in unserer Gesellschaft entfaltet. In einer Zeit schneller Schlagzeilen, Unsicherheit und digitaler Reizüberflutung werden Bücher zu einem unverzichtbaren Anker - sie schenken Orientierung, fördern Verständigung und öffnen zugleich Türen zu neuen Welten, in denen wir staunen, mitfühlen und uns selbst neu entdecken können. Die Bücherschau macht erlebbar, wie entscheidend diese Verbindung aus Erkenntnis, Dialog und Neugier für eine offene und widerstandsfähige Demokratie ist.« In ihrer Keynote machte Annett Gröschner aus ihrer eigenen Lebensgeschichte deutlich, dass die zentralen Herausforderungen im Literatur- und Kulturbetrieb längst nicht mehr entlang der alten Ost-West-Linie verlaufen, sondern eine gemeinsame Anstrengung aller erfordern. Sie verwies auf die gewachsene gesellschaftliche Vielfalt und darauf, dass Ost und West heute nur zwei von vielen Perspektiven sind, während im Literaturbetrieb weiterhin traditionelle Aufmerksamkeitshierarchien dominieren. Gröschner schilderte die Belastungen des Buchhandels durch steigende Kosten und warnte vor einer Kulturpolitik, die Literaturproduktion zunehmend zum Luxus macht. Angesichts alternativer Fakten, populistischer Propaganda und politischer Kräfte, die erneut bestimmen wollen, wer dazugehört und wer nicht, appellierte sie an die Verantwortung aller demokratisch gesinnten Menschen. Am gestrigen Tag der Eröffnung wäre Schriftstellerin Anna Seghers 125 Jahre alt geworden. Als ehemalige Seghers-Stipendiatin erinnerte Annett Gröschner am Ende ihrer Rede an deren Idee von der Kraft der Schwachen und an die anhaltende Aktualität ihres literarischen Werks.
|